Erfahrungsberichte

Ich hätte nicht geglaubt, dass ich einmal so ein Leben führen würde, bei meinen miesen Startchancen. Mutter und Vater ständig im Streit, besoffen, nie war Zeit für mich. Schon früh musste ich auf meine kleinen Geschwister aufpassen, sie waren Nervensägen. In der Schule bin ich eingepennt, sitzengeblieben, ich war einfach total fertig. Beim Kiffen konnte ich mich entspannen, mit 12 habe ich jeden Tag mit Kumpels zusammen gekifft. Später kam dann der ganze andere Kram, das volle Programm, na ja, wer kennt das nicht.

Kein Schulabschluss, keine Arbeit, bei der Bundeswehr rausgeflogen, hier mal ein Neuanfang, da mal gute Vorsätze. Meine Freundin war cool, hat mich aber nach dem zweiten Kind verlassen. Ich war ständig zu. Habe die Kinder gar nicht mehr gesehen, war ständig auf Achse. Schulden, Knast, Ende im Gelände.
Nee, doch nicht. Im Knast hat mir jemand von der Kaffeetwete erzählt. Der hatte dort selber Therapie gemacht und war jetzt dabei, andere rauszuholen aus dem Sch…
Okay, ich bin auf 35er dahin, Therapie statt Strafe – und was soll ich sagen? Das war ein Gefühl wie endlich nach Hause kommen. Mich mal sicher fühlen, mein Leben klarkriegen. Ein paar Mal hat’s Zoff gegeben, weil ich mit den Regeln Schwierigkeiten hatte, aber dann habe ich gemerkt, die wollen mir nix aufdrücken. Die Gespräche haben mir echt gut getan. Da hatte jemand Zeit für mich. Der hat mich verstanden. Und überhaupt, die Gruppen, die Arbeit, die Leute, die Häuser, ist alles in Ordnung.
Das mit dem Glauben war zuerst komisch für mich. Aber auch das haben die mir nicht aufgedrückt. Ich hab’ halt gemerkt, dass die Art, wie die drauf sind, von Gott kommen muss. Auch die Sache mit dem Vergeben …, da kann ich jetzt nicht drüber schreiben, aber wichtig ist das, o Mann!

Tja, und heute, 5 Jahre später, arbeite ich in einem kleinen Computerladen, habe mir Wissen angeeignet und gemerkt, dass ich überhaupt nicht blöd bin. Hab’ den Führerschein zurück gekriegt, eine eigene Wohnung und sogar ein Auto. Meine Freunde leben auch clean, und wir können ’ne Menge Spaß haben, bei Kaffee und Tee. Sport treibe ich auch (Fußball), nur mit meinen Kindern weiss ich noch nicht, ob das wieder hinhaut. Ich habe ’ne neue Freundin, mit der ich zusammenbleiben will. Jetzt bin ich 36, hat sich doch gelohnt, oder?

Wenn ich das schaffe, schaffst Du das auch!

F.


Überlebt um zu leben!

Seiner Mutter wegen schwerster Misshandlungen entzogen, wächst Alois in Heimen auf, bevor für ihn eine Adoptivfamilie gefunden wird. Aus Alois wird Andreas – und Andreas entwickelt sich unauffällig bis zur Pubertät. Mit 13 gleitet er in die Drogenszene ab. Seine Adoptiveltern machen die Adoption rückgängig und schieben ihn in ein Internat ab. Nach mehreren Festnahmen wegen Drogenbesitz und Einweisung in ein Erziehungsheim flieht er mit 16 Jahren nach Amsterdam.

Mit 19 lernt er auf einem Kurztrip in Deutschland seine Traumfrau kennen und heiratet sie. Eine gemeinsame Drogenkarriere setzt den Abwärtstrend fort. Im ständigen Wechsel zwischen Drogenbeschaffung – Knast – Entgiftung –Therapie – Krankenhaus überlebt Andreas mehrere Leber- und Lungenentzündungen. Immer wieder findet er sich in Notaufnahmen und Intensivstationen wegen Überdosen und schmutzigem Stoff wieder.

Nach einem Gewaltdelikt wird er zwangsweise im LKH Hadamar auf der geschlossenen Abteilung untergebracht. Dann beginnt eine radikale Wende in seinem Leben. Er erlebt Gott. Plötzlich bekommt sein Leben Sinn und Ziel.

Andreas schreibt in seiner Biografie „Nicht nur wegen des Heizöls“ auf Seite 149: „In der Kaffeetwete empfing man mich sehr freundlich, ja, fast liebevoll. Ich merkte, wie langsam die Spannung in mir nachließ und es mir leichter fiel, mich dem Neuen zu öffnen. Ich hatte auch meine Tiefpunkte und Schwierigkeiten, was ja normal ist, wenn man eine Therapie macht. Auch ich kam an Punkte, an denen ich abbrechen wollte und einfach die Nase voll hatte von dem engen Zusammenleben, den Regeln und dem dauernden Auseinandersetzen mit sich selbst und den anderen. Aber ich blieb dort und konnte vieles aus meinem Leben verarbeiten. Mit Jesus Christus konnte ich neu anfangen, nach 18 Jahren Heroin!“
Inzwischen ist Andreas seit 18 Jahren frei !!! Er hat in einer Spedition und als Streetworker gearbeitet. Viele Menschen haben durch ihn den Weg zu Gott gefunden. Andreas hat noch eine Ausbildung zum Pastor gemacht und führt ein sinnvolles und zufriedenes Leben zusammen mit seiner Frau, die auch frei geworden ist. Beide gehören zu einer Gemeinde, in der sie geachtet und gebraucht werden.

Das Buch von Andreas ist erhältlich unter der ISBN 3-936407-02-9


Ich weiß, was ich will!

Hallo! Ich bin 34 Jahre alt und erinnere mich noch gern an die Zeit in der Kaffeetwete zurück. Ich begann meine Therapie im Februar 2003 und hatte eine zehnjährige Drogenkarriere mit zwei abgebrochenen Therapien hinter mir. Ich war sehr ausgebrannt, leer und voller Angst. Doch in der „Twete“ wurde ich als Gast mit offenen Armen empfangen. Die Mitarbeiter waren sehr freundlich und verständnisvoll. Dort arbeiteten auch Ehemalige, die mir wieder neue Hoffnung gaben. Die warme und liebevolle Atmosphäre ließ mich bleiben.

In meiner Therapiezeit habe ich mich besser kennen gelernt und auch den Glauben an Jesus Christus. Ich habe gelernt, mit Höhen und Tiefen umzugehen und geduldig mit mir und anderen zu sein.

Nach meiner Therapiezeit durfte ich noch ca. 1 Jahr bleiben. Ich brauchte diese Zeit noch, um stabiler zu werden. Noch heute bin ich dafür total dankbar. Nach fast fünf Jahren kann ich jetzt sagen: „Ich hab’s geschafft!“ Ich weiß, was ich will und was ich nicht will. Z.Zt. mache ich eine Ausbildung an der Fachschule für Ergotherapie. Ab und zu besuche ich die Kaffeetwete, weil sie mein zweites Zuhause geworden ist.