Therapieverlauf

Wochenplan Beispiel
Wochenplan Beispiel (zum vergrößern klicken)

Wie läuft Therapie bei uns ab? Die folgende Skizze bietet einen schematischen Überblick.

 

Beginn der medizinischen Rehabilitation

 

Aufnahme und Begrüßung des Rehabilitanden durch den Hausleiter, Vorstellungsgespräch mit Erläuterung des Rehabilitationsprogramms, des Therapievertrags und der Hausordnung. Begehung des Grundstücks sowie der Räumlichkeiten, Urin- und Alkoholkontroll-Untersuchung, Bezug des eigenen Zimmers, Begrüßung durch den Therapiepaten, Vorstellung beim ärztlichen Dienst und erste medizinische Befunderhebung, ggf. Medikationsprüfung. Vorstellung beim Sozialdienst und bei der Verwaltungsleitung, Prüfung von Unterlagen, Klärung der wichtigsten Personal- und Sozialdaten, Einweisung in die Nutzungsbedingungen der Küche, Wirtschafts-, Therapie- und Gemeinschaftsräume, Gespräch mit dem Bezugstherapeuten, Vorstellung beim therapeutischen Team sowie im Plenum der Therapiegruppe, erste diagnostische Abklärung.

 

Diagnostik

 

Die individuelle Gestaltung des Rehabilitationsverlaufs richtet sich nach zuvor definierten Hauptzielen, die dann für jeden Rehabilitanden in Kooperation mit dem jeweiligen Bezugstherapeuten und dem therapeutischen Team im Hinblick auf eine Hierarchie von Teilzielen sowie Schrittfolgen der Verwirklichung ein Therapiedesign ergeben. Der Rehabilitand wird in den Prozess der Zieldefinitionen, Handlungsplanung und Effektivitätskontrolle von Beginn an einbezogen. Das Element ‚Diagnostik’ ist in unserer Konzeption vorrangig von Gewicht, weil die gesamte Therapieplanung auf den Ergebnissen der Diagnostik aufbaut. In zeitlicher Perspektive gliedert sich die Diagnostik in eine Eingangs-, Verlaufs- und Abschlussdiagnostik. Im Rahmen aufeinander abgestimmter Rehabilitationsphasen nimmt der Rehabilitand in regelmäßigen Abständen an diversen diagnostischen Verfahren in unterschiedlichen Bereichen teil (Medizinische Diagnostik, Psychologische Diagnostik, Gruppen- und Einzelfallbezogene Diagnostik, Arbeitsbezogene Diagnostik). In der Regel ist die Eingangsdiagnostik innerhalb der ersten 6 Wochen abgeschlossen. Die Verlaufsdiagnostik findet während der gesamten Therapiedauer statt. Etwa 14 Tage vor Beendigung der Rehabilitation liegt die Abschlussdiagnostik vor.

 

Therapiephasen

 

Am Tag nach der Aufnahme nimmt der Rehabilitand bereits voll am Rehabilitationsprogramm teil. Es gliedert sich auf Makroebene in die Stamm-, Adaptions- und ambulante Weiterbehandlungsphase, wobei die beiden letzten Phasen nicht obligatorisch sind. Sie bedürfen jeweils einer besonderen Indikations- und Antragstellung beim Leistungsträger. Die Stammphase wiederum ist – auf ihrer Mikroebene – nach der Eingewöhnungsphase in eine Anfangs-, Klärungs- und Intensivphase unterteilt. Ihnen entsprechen die Stufen I bis III. Sämtliche Phasen sind als hierarchisch aufeinander abgestimmte Curricula des Lernens konzipiert, die innerhalb des Rehabilitationsprogramms jeweils bestimmte Stufen des Fortschritts markieren.

 

Mit jeder Höherstufung wachsen die individuellen Freiheitsspielräume und -rechte, zugleich aber auch die Verpflichtungen im Hinblick auf Eigen- und Mitverantwortung. Grundsätzlich gilt: den Fortschritten im Stufenprogramm entsprechen gesteigerte Leistungsanforderungen (mit mehr Gestaltungsfreiheit und Selbstverantwortung) und umgekehrt. Während sich in den Stufen I und II für alle Rehabilitanden ein zirkulärer Wechsel bezüglich der Arbeitsbereiche vollzieht, erfolgt während der Intensivphase die Einarbeitung in nur einen Bereich, wobei hinsichtlich der Auswahl auch die Wünsche, Berufserfahrungen bzw. Interessen des Rehabilitanden berücksichtigt werden. Sämtliche Strategien von Diagnostik und Therapie sind zentral auf die Verwirklichung von Zielvorstellungen der ‚Beruflich Orientierten Rehabilitation‘ (BORA) ausgerichtet. Wir unterscheiden eine Makro- und eine Mikroebene:

 

Makroebene

 

  • Stammphase (22 Wochen)

 

  • Adaptionsphase – optional (12 – 16 Wochen))

 

  • Ambulante Weiterbehandlung – optional (6 Monate)

 

Mikroebene – nur in der Stammphase

 

  • Eingewöhnungsphase (2 Wochen)

 

  • Anfangsphase (4 – 6 Wochen) = Stufe I

 

  • Klärungsphase (6 – 8 Wochen) = Stufe II

 

  • Intensivphase (8 – 10 Wochen) = Stufe III

 

 

Therapiebereiche

 

Medizinische Therapie

 

  • Medizinische Behandlung und Beratung (durchgeführt von der ärztlichen Leitung in enger Kooperation mit den Konsiliarärzten)
  • Medikamentenausgabe, Medikationskontrolle (täglich), Laborprüfungen, bei Bedarf pflegerische Handlungen

 

Psychologische/Pädagogische Therapie

 

  • Einzeltherapie

 

  • Gruppentherapie

 

  • Arbeitstherapie
  • In den Bereichen Holz- und Metallverarbeitung, Garten- und Landschaftsbau, Hausrenovierung, Hauswirtschaft und Bürokommunikation
  • Ergotherapie

 

  • Gruppenveranstaltungen
  • Thematisierung wichtiger medizinischer Fragen
  • Arbeitsbesprechungen im Plenum (3x pro Woche)
  • Tagesschau täglich (werktags)

 

  • Angehörigen-/Partnergespräche
  • Bildungsveranstaltungen
  • Sportveranstaltungen
  • Freizeitveranstaltungen
  • Lehrküche – inklusive Ernährungsberatung
  • Hausinterner Sozialdienst (Kooperation mit Ämtern/Behörden, Beratung und pädagogische Begleitung in sozialen Angelegenheiten, z. B. Justizangelegenheiten, Schuldnerberatung, Berufsklärung, Bewerbungstraining)

 

Im Hinblick auf Nachsorgemaßnahmen können wir auf verlässliche Kooperationspartner sowie eine breite, tragfähige Vernetzung zurückgreifen. Notfallmanagement, Kommunikationsstruktur und Qualitätsmanagement entsprechen den gesetzlichen Anforderungen und sind im Qualitätshandbuch beschrieben.

 

Beendigung der medizinischen Rehabilitation

 

Schon im Rahmen von Heimfahrten zu den Angehörigen und/oder Besuchen von Nachsorgeeinrichtungen bzw. Stellen weiterführender medizinisch/ therapeutischer Versorgung wird das Ende der Rehabilitation vorbereitet und ein Transfer der Rehabilitationsergebnisse in nachfolgende soziale und berufliche Strukturen – ggf. zunächst mit Übergang in die Adaptionsphase oder ambulante Weiterbehandlung – eingeleitet. Wiederum sind die Transfer-Strategien zentral an den BORA-Empfehlungen ausgerichtet.

 

Die Rehabilitation kann beendet werden, wenn die vereinbarten, auftragsbezogenen Ziele in zufrieden stellendem Maße erreicht sind. Die dabei zugrunde gelegten Kriterien entnehmen wir der Abschlussdiagnostik, in der die Ergebnisse der eingangs- und verlaufsdiagnostischen Datenerhebung zusammengefasst sind. Diese bilden auch die Grundlage für die prognostischen Einschätzungen und prospektiven Handlungsplanungen. Abschlussgespräche in sämtlichen Therapiebereichen, insbesondere im Leitungsteam, gehen ihnen voraus.

 

Ist schon während der Therapie absehbar, dass jene Ziele nicht erreicht werden können – etwa wegen nicht ausreichender Mitarbeit bzw. Therapiemotivation oder wiederholten gravierenden Verstößen gegen die Hausordnung (negative Prognose) – wird die Rehabilitation vorzeitig beendet. Im Interesse unmittelbar anschließender Maßnahmen erfolgt eine zeitnahe Übermittlung des Entlassberichtes an die Leistungsträger (in der Regel innerhalb einer Woche) sowie relevanter Informationen an andere Stellen (z. B. Justiz, Agentur für Arbeit).